Tischa b’Av
Der „Tischa b’Av“ wird im Juli bzw. August gefeiert und ist kein Fest, das in der Tora geboten wurde. Tischa b’Av (hebr.: Der neunte Tag des Monats Av) ist ein Trauertag um den zerstörten Tempel. Den ersten Tempel in Jerusalem, der von Salomo erbaut wurde, zerstörte der babylonische König Nebukadnezar genau an diesem Tag im Jahr 586 v. Chr. Auch der zweite Jerusalemer Tempel wurde am 9. Av im Jahr 70 n. Chr. zerstört, diesmal durch den römischen General Titus. Die Zerstörung des zweiten Tempels wurde zur Tragödie des jüdischen Volkes, die den Anfang des Galut – der 2000jährigen Verbannung des jüdischen Volkes aus dem Gelobten Land – ausmachte. Die Trauer um den zweiten Tempel wurde in den ersten Jahrhunderten n. Chr. zum besonderen Leidenstag. Juden, die die Traditionen des Festes befolgen, fasten am 9. Av, ziehen Trauerkleidung an und gedenken der Tempelzerstörung. In den Synagogen werden nach dem Abendgebet die Klagelieder Jeremias vorgelesen. Laut den Aussagen der Weisen habe das Volk gerade an diesem Tag gesündigt, indem es sich weigerte ins Land einzuziehen und es zu erobern (4. Mo. 13, 25 bis 14, 38). Seitdem sollen viele Unglücke, die dem jüdischen Volk widerfuhren, am 9. Av stattgefunden haben. Wir wissen, dass Gott bereits etwas Besseres vorgesehen hatte, als er die Zerstörung von Salomos Tempel zuließ, wo der Geist Gottes gewohnt hatte. Er machte die an den Messias Gläubigen zum Wohnort des Heiligen Geistes, wie auch der Apostel Shaul an die Korinther schreibt (1. Kor. 3, 16): „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“. Doch indem wir mit den religiösen Juden trauern, beweinen wir die „leeren Tempel“, die Herzen, in denen der Heilige Geist nicht wohnt, und beten für ihre Wiedergeburt.